Ich bin bin ein Zetteli-Feti. Ohne Notiz-Zetteli bin ich verloren im Alltag. Haushaltstag ohne To-Do-Liste? Undenkbar! Ein Arbeitstag auf der Redaktion ohne Kalender-Planung? Pures Chaos! Dinge, die mittelfristig zu erledigen sind, im Kopf behalten? Hoffnungslos! Mein Gehirn wäre ohne Notizen und Zetteli heillos überfordert. Behaupte ich jetzt einfach mal, ohne mich selber einer Langzeitstudie unterzogen zu haben.
Es geht ja nicht um die grossen Sachen hier. Den Interviewtermin mit dem Gemeindepräsidenten werden ich wohl kaum vergessen, und ebenso wenig den Laternenumzug unserer Tochter. Der Teufel liegt - wie so oft - auch hier im Detail. Es sind die scheinbaren Kleinigkeiten, die mir das Leben schwer machen. Wenn ich das Sieb der Abwaschmaschine konsequent jede Woche reinigen will, muss ich mir das aufschreiben. Ebenso die Erinnerung, das Spesenformular zu aktualisieren und Ende Monat einzureichen oder der regelmässige Reminder, meine Artikel zu archivieren.
Die Folgen dieser wahlweise analogen oder digitalen Zetteltis sind für Aussenstehende a) nur schwer verständlich und b) zum Teil furchteinflössend. Namentlich führe ich meine digitalen Notizen und To-Do-Lists allesamt in einer Kalender-App - wobei ich in den privaten Kalender auch noch meinen persönlichen Redaktions-Kalender eingebunden habe. Und - ich gebe zu - das sieht dann ganz einfach schrecklich abschreckend aus. Wahnsinnig busy, wie das auf Neudeutsch ja heisst, total zugekleistert und dauernd im Seich.
Aber keine Sorge: der Schein trügt. Weil ich mir halt (fast) jeden Mist, der erledigt werden muss, irgendwo aufschreibe, sieht das nach viel aus - ist aber durchaus tragbar. Und letztlich hat die Zettelitis für mich zwei entscheidende Vorteile: Ich muss mir erstens weniger merken und kann öfter die Gedanken einfach planlos schweifen lassen - was oft Ideen-voll endet. Und zweitens kann (fast) jede Notiz - und damit (fast) jede Tätigkeit - auf einen nächsten Tag verschoben werden. Treu dem Motto: Was du heute kannst besorgen, verschiebe lieber gleich auf morgen.
Erstmals publiziert 10. November 2018 als "StaTTgeflüster" im Thuner Tagblatt, Bild: manufactum.de
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