"Facebook? Meine Mutter nutzt Facebook! Von uns niemand." Seit mir die 20-Jährige dies Satz um die Ohren gehauen hat, ist es offiziell: Ich bin alt! So alt, dass ich mich an Myspace erinnern kann, das erste globale soziale Medium.
Als Mitbetreiber eines Schweizer Musik-Blogs stürzte ich mich in der zweiten Hälfte der Nullerjahre mit viel Elan in die Betreuung des Myspace-Profils. Ich fand neue Musik, vernetzte, kontaktierte und war überzeugt: Das ist die Zukunft! «Wer braucht schon Facebook?», war meine Standardantwort, wenn ein Freund mich für das nächste grosse Ding in Sachen Social Media begeistern wollte. «Facebook wird Myspace nie ablösen!» Plötzlich ging alles sehr schnell, und als ich dann doch noch auf den Facebook-Zug aufsprang, war für mich klar: Das ist der neue Promo- und Vernetzungskanal für besagten Musik-Blog.
Das war vor acht Jahren. Am 17. Oktober 2008 teilte ich der Welt mit, dass es mich nun auch erwischt habe – ich war in den Fängen von Mark Zuckerbergs Datenkrake gefangen. Damals war ich 30. Die junge Dame, die mir eingangs beschied, Facebook im Jahr 2016 sei etwas für ihr Mami, und damit faktisch was für die Alten, war gerade zarte 12 Jahre alt damals. Ich bin sehr gespannt, welches soziale Medium sie in zehn Jahren nutzen wird, wenn sie 30 ist. Snapchat? Müsste gemessen am Lebenszyklus von Myspace bis dahin ebenso von der Bildfläche verschwinden wie Twitter, Tinder oder StudiVZ.
Das Bittere ist ja, dass wir beide auch in den nächsten Jahren diesen digitalen Trends nachhecheln werden wie junge Hunde einer Scheibe Wurst, wenn wir diesen Mix aus sozialem Vernetzen und promoten jedwelcher Aktivitäten irgendwie pflegen wollen. Das hat nichts mehr mit Alt oder Jung zu tun. Sondern damit, in einer digitalisierten Welt bestehen zu können. In dem Sinn: Es guets Nöis – digital wie analog!
Erstmals publiziert 31. Dezember 2016 als "StaTTgeflüster" im Thuner Tagblatt
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